Crazy Legs & Storm schreiben Geschichte in Russland

Selten bis garnicht hört man in den westlichen Breitengraden vom V1 Festival in St. Petersburg (Russia)! Erst durch das legendäre Battle of the Gods, bei dem neben weiteren Tänzern die beiden lebenden Tanzlegenden Crazy Legs (USA) und Storm (Germany) aufeinander trafen, ist das V1 Festival in aller Munde und sorgt für mächtig viel Gesprächsstoff.

V1 ist ein urbanes Tanzfestival für die regionale und nationale russische Hip Hop Szene und unterstützt alle Bereiche der Kultur mit Austauschprogrammen und Battles. Neben einer großen Graffiti Session, gab es auch Deejay Battles oder einen Beatmaker Wettbewerb zu bestaunen. Unglaublich was da abgegangen ist. Wenn die westliche Welt also denken mag, dass Russland hinterläuft, dann irrt sie sich aber gewaltig. Im Gegensatz zu 95% der Hip Hop Veranstaltungen in der westlichen Hemisphäre ist das V1 Festival 100% authentisch und perfekt organisiert.

Deejay Battle
Genial wie es die Veranstalter geschafft haben soviel Charakter in eine Veranstaltung zu stecken und dabei erfahrene Profis und Newcomer in einem Boot zusammen zu führen. Beim DJ-Battle war das von Anfang an spürbar. Wirklich gutes Level und starke Performances zeigten die angereisten DJ's mit richtigem Vinyl beim Scratching und Beatscratching – ganz ohne Computer und mit den klassischen Mixplatten, gefüllt mit Vocals und den typischen Soundeffekten. Da kam Stimmung auf und die anwesenden Zuschauer feierten die absoluten Cracks ebenso wie die Nachwuchstalente. Auch das technische Set-Up konnte sich absolut sehen lassen. Am Ende siegte der Moskauer Turntablerocker "ChinMachine". Nach dem Wettbewerb gab es dann Genuß für die Gehörgänge, als DJ Dstyles (USA) ein etwa 30 minütiges Showcase der besonderen Art ablieferte.

Beatmaker Battle
Hier wurde nicht gekleckert sondern wirklich geklotzt. Im Cypher platzierte das Team um die Organisatoren von der Top 9 Crew 10 Tische mit Platz für insgesamt 20 Teilnehmer beim Beatmaker Battle. Innerhalb weniger Minuten war der Kreis vollgepackt mit technischen Geräten für mehrere tausend Euro. Alle Beatmaschinen und Drumpads ergaben aneinander gereiht ein Bild für Götter, praktisch wie im siebten Himmel für Beatproduzenten. Dann gings auch schon los und ein wuchtiger Beat nach dem anderen woopte über die perfekt eingestellt PA-Anlage in den Innenhof des V1 Festivals. Am Ende sollte es dann ein Doppelsieg für "ChinMachine" aus Moskau werden, der nach dem DJ-Battle auch das Beatmaker Battle gewann und total außer sich war als Juror Lewis Parker den Gewinner bekannt gab. Auch hier gab es dann noch ein Showcase vom Juror selbst, der mit seinen Beats und einigen live performten Songs das Publikum auf das nachfolgende Programm einstimmte.

Battle of the Gods
Immer mehr Zuschauer drängte in den Kreis und versuchten sich einen der begehrten Plätze in der erste Reihe des V1 Cyphers zu ergattern um live und hautnah dabei zu sein, wenn sich die beiden Legenden Crazy Legs und Storm die Ehre geben. Doch zunächst wurde fleißig gewischt und geputzt – knapp eine Stunde lag sorgte sich das Putzpersonal um einen perfekten Boden. Anhaltender leichter Regen sorgte immer wieder für nassen Untergrund, auf dem ein Battle unmöglich war. Dann kurz vor 21:00 Uhr Ortszeit konnte es endlich losgehen, der Regen hatte nachgelassen und die Tanzfläche war perfekt vorbereitet. Bevor jedoch die beiden Hauptprotagonisten des Abends aufeinander treffen konnten, wurde das Publikum mit 2 vorgeschobenen Battles richtig aufgeheizt.

Im ersten Battle trafen hier "Robin" von der Top Nine Crew (Russia) auf "Xisco" von den Hustle Kids (Netherlands). Dabei rockte Robin souverän und natürlich mit Heimvorteil gegen einen schnell erschöpften Xisco. 7 Runden lang kämpften sich die beiden Szeneheads durch unglaubliches Tempo und hohe Bewegungsqualität und wurden lautstark vom Publikum unterstützt. Im zweiten Battle lieferten sich T-Rock aus Los Angeles und Veteran BochRock aus Russland ein Duell der Systeme, das Letzterer schlussendlich für sich entscheiden konnte.

Dann war es endlich soweit und das Battle der Battles wurde eingeleitet. Als erstes betrat "Niels Robitzky aka Storm", begleitet von Crewmitglied und Partner Raphael den Cypher. Auch Bboy Alkolil war in Storms Ecke zu finden und unterstützte ihn lautstark. Danach marschierte "Richard Colon aka Crazy Legs" zu den Klängen von Rocky ein und präsentierte die Flagge von Puerto Rico. Begleitet von Mr. Wiggles und mit DJ Skeme Richards an den Turntables zeigte er Stärke und Zuversicht und startete auch ohne lange Diskussion die erste Runde. Auch Storm war die Motivation ins Gesicht geschrieben. Eine Runde jagte die nächste und man hatte das Gefühl zwei blutjunge Tänzer lieferten sich hier einen offenen Schlagabtausch. Tatsächlich waren hier zwei Herren in den 50igern am Werk, die bereits Monate vorher begannen sich auf diesen Moment vorzubereiten. Unglaublich und absolut episch dieser Moment! Über 6 Runden blieben beide standhaft und zeigten viele ihrer bekannten Moves. Als Storm seinen bekannten Headspin drehte und dann auch noch einen sauberen Drill am Ende hinlegte hielt es niemand mehr auf den Sitzen! Nach Runde 6 war Schluss und beide lagen sich in den Armen. Gemeinsam haben sie dieses Kapitel für die Szene gestaltet und damit Geschichte geschrieben.

Zum Abschluss gab es dann noch wesentliche Worte von beiden. Storm betont noch einmal, dass jedem bewusst sein sollte, dass Crazy Legs der Grund war, warum er zu tanzen begonnen hatte. Für beide stand in diesem Moment die Hip Hop Kultur im Vordergrund. Nur durch aktives Teilnehmen, durch Austausch miteinander und Respekt für einander hat diese Kultur eine Zukunft. Beide bedankten sich bei allen Menschen in ihrem Umfeld, aber auch der weltweiten Community für dieses große Interesse und die Unterstützung.

Unser Fazit – Das Alter ist nur eine Zahl. Hip Hop und Tanz hält uns jung und hilft uns immer wieder neue Ziele zu finden. Auch für uns sollte genau das wichtig sein!